Sehr schnell wurden sie unter dem Pseudonym „sweaty, smelly, psychopaths with sticks“ bekannt. Diese ironische Definition wird aber bei weitem den Dog Brothers nicht gerecht. Hinter diesem auf den ersten Blick wilden Haufen von Männern, die bloss versuchen sich möglichst hart zu schlagen verbirgt sich durchaus mehr. Nämlich die Suche nach einer besseren Kenntnis über sich selbst. Es gibt zahlreiche Gründe warum die einzelnen Mitglieder „RCSF“ betreiben. Bei den meisten wird man überrascht sein, dass vor allem tiefgründige und philosophische Ansichten mitspielen.
Um euch diese faszinierende Gruppe von Kampfkünstlern näher zu bringen, beginne ich mit deren Entstehung, zu der Eric Knaus und Marc Denny wesentlich beigetragen haben.
Die „Ronin-Jahre“
Eric Knaus entdeckte Stockkampf unter seinen Lehrern Leo Gaje und Tom Bisio. Durch diese beiden Trainer, seine Physis und ein natürliches Talent zum Kämpfen wurde er in kurzer zeit zu einem gefürchteten Kämpfer und gewann zahlreiche Turniere an der Westküste und auch einen gewissen Ruf….
Auf der Suche nach mehr als nur Turnieren begab Eric sich auf die Suche nach Gleichgesinnten, und streifte wie ein Ronin durch diverse Kampfkunstschulen in Kalifornien, auf der Suche nach geeigneten Kampfpartnern. Dies tat er zwar auf bescheidene und freundliche Art und Weise, stieß aber trotzdem oftmals auf Unverständnis. Eric wollte nämlich mit minimalster Schutzausrüstung das Sparring bestreiten. Und so waren es weniger als eine Handvoll Mitstreiter, die die gleiche Auffassung wie er vom Sparring teilten.
Zu dieser Zeit begab es sich, dass Marc Denny, der Kali in der Inosanto Academy trainierte, an einigen seiner Trainingskollegen erschreckende Hämatome feststellte. Auf Nachfragen hin, erzähltem sie ihm, dass sie diese von Stockkämpfen hätten. Neugierig geworden, durch diese Erzählung wollte er sie das nächste Mal zu solch einem Treffen begleiten.
Dort lernte er dann Eric Knaus kennen. Eric überzeugte Marc, es auch zu versuchen und da begriff Marc, dass ihn diese Art des Kämpfens fortan nie mehr loslassen würde.
Im Laufe der Trainings wuchs deren Freundschaft, wie auch der Wunsch mehr Gleichgesinnte zu finden, um diese Art des Stockkampfes auszuüben. Durchaus kein einfaches Unterfangen.....
Schliesslich schaffte es Marc, Eric zu überzeugen, ihn in die Akademie von Dan Inosanto zu begleiten. Dort würde es einfacher sein, offene und begeisterungsfähige Leute zu treffen. Kurze Zeit später hatten sie eine gute Gruppe zusammen, die dank grosser Disziplin und Engagement in der Akademie bleiben durfte. Dort frönten sie nach den regulären Trainingsstunden dem Stockkampf. Man nannte sie die „Nachmitternachtsgruppe".
Um den Kopf vor gefährlichen Schlägen zu schützen benutzten sie sehr stabile Metallhelme, die jedoch nach Meinung einiger ein völlig falsches Sicherheitsgefühl erzeugten. Eric, der immer sehr realitätsnah kämpfen wollte, zeigte sich besorgt über die aufkommende Ignoranz gegenüber von Kopftreffern. Marc löste das Problem durch ein paar alte Fechtmasken, welche er auf einem Regal der Schule unter dem Staub der vergangen Jahre entdeckte. Diese Masken waren perfekt. Sie schützten den Kopf, aber eben nicht 100%, so dass man sich keine Unaufmerksamkeiten leisten konnte.
Genau in dieser Zeit wurde auch entschieden, den Kampf nicht zu unterbrechen, wenn man in den Clinch gelangte, da auch ein realer Kampf weitergehen würde. Brazilian Jiu Jitsu (BJJ) war damals noch unbekannt und niemand hatte eine grosse Ahnung von Bodentechniken. Dies hinderte jedoch nicht, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Der erste Kontakt mit BJJ fand 1987 statt, als Carl Franks, Schüler von Carlson Gracie, die Akademie besuchte und mit ihnen "spielte". Sie waren sogleich begeistert.
Die Geburt der Dog Brothers
Aus der "Nachmitternachtsgruppe" wurden die "Dog Brothers" während dem "the Rumble at Ramblas" (Kampffestival der drei Tage) 1988. Diese Erfahrung war für alle Teilnehmer sehr tiefgreifend. Jeder kämpfte viel und mit minimalem Schutz. Unter den Kämpfern ergab sich eine Kameradschaft und eine sehr tiefe Verbundenheit.
Um diese starke Verbundenheit aufrecht zu erhalten entstand der Wunsch einer formellen Bindung (Organisation) durch die man weiterhin gemeinsam arbeiten konnte.
Man brauchte nur noch einen Namen. Eine witzige Geschichte erklärt diese Namenwahl. Sie hätten sich auch Tiger, Drachen oder Wölfe nennen können... aber nachdem Marc ein „Conan the Barbarian“ Comic gelesen hatte, in dem Conan seinen Mitstreitern zuschrie: "Kämpft, kämpft meine Hundebrüder!" war die Tierwahl entschieden. Der fiktive Held half so die vielen Namensideen endlich auf einen Nenner zu bringen.
Der Grund für die Spitzname, wie Crafty Dog, Top Dog oder Salty Dog, ist leicht zu verstehen. In der Ursprungsgruppe gab es zu viele Leute mit den Namen Marc/Mark und daher die Notwendigkeit, sie mit Spitznamen zu versehen, um sie auseinander zu halten.
Gathering of the Pack
Schliesslich wurden im Verlauf des Winters 1992-93 die Videosserie "Real Contact Stick Fighting" aufgenommen, und 1994 veröffentlicht. Dank dieser Videos wurde es einfacher, Gleichgesinnte für Training und Kampf zu finden. Denn dies ist sehr wichtig, um die kämpferische Entwicklung aufrecht zu erhalten. Wenn immer die gleichen Leute zusammen kämpfen, ist man weniger gezwungen nach innovativen Lösungen zu suchen. Je mehr Kämpfer mit einem unterschiedlichem Kampfkunsthintergrund sich gegenseitig testen, desto mehr entwickeln sich diese.
Um regelmässig all diese Kämpfer zusammenzubringen entstand das “Gathering of the Pack“.
Codex
Der Grund sich den Gefahren des „Real Contact Stick Fighting“ auszusetzen entspringt dem Wunsch sich als Kämpfer und Mensch weiterzuentwickeln. Denn „RCSF“ bewirkt einen enormen Prozess im jeweiligen Menschen. Stockkampf ist eine gefährliche und intensive Adrenalinerfahrung, deswegen ist es unabdingbar während eines Kampfes innerlich zentriert zu sein. Das heißt, je tiefer man im Kampf gleichzeitig seine Mitte findet, desto größer ist die Transformation und tiefgreifender das Verstehen. Dies erklärt auch unser Kredo: „Höheres Bewusstsein durch härteren Kontakt“.
Wir Dog Brothers haben beim Stockkampf den Codex, dass wir am Ende eines Kampfes immer noch Freunde sein wollen, dass niemand die Nacht im Krankenhaus verbringen muss und dass jeder mit demselben IQ heimgehen kann, mit dem er gekommen ist. Dies bedeutet, dass wir niemals zuschlagen, wenn sich der Gegner in einer aussichtslosen Situation befindet und sich nicht mehr verteidigen kann. Auch passen wir uns dem Level des Gegners an. Es ist absolut nicht in unserem Sinne, den Kampfgeist von jemandem zu brechen. Es ist aber auch ein Zeichen von Respekt gegenüber dem Gegner, wenn wir versuchen ihn hart zu schlagen, denn somit glauben wir an seine Fähigkeiten als Stockkämpfer. Wenn wir ihn nicht hart genug prüfen wird er nie wissen, ob seine Technik auch wirklich funktioniert oder nicht. Wenn wir ihn aber zu hart prüfen, brechen wir seinen Kampfgeist und er wird nie mehr ein guter Kämpfer. Das Ziel eines „Rudels“ muss es sein, seine Mitglieder sorgsam aufzubauen und es dadurch zu stärken.